Bindungsverhalten

Die Bindungstheorie, welche auf Bowlby und Ainsworth zurückgeht, lässt sich kurz zusammenfassen:
Sicher gebundene Kinder entwickeln sich besser. 

Was heißt eigentlich sicher gebunden?
Ein Kind entwickelt eine sichere Bindung, wenn die Eltern auf die Bedürfnissen der Kinder angemessen und verlässlich reagieren.
Mutter und Vater sind für die Kinder die wichtigsten Bindungs- beziehungsweise Bezugspersonen. Natürlich können auch andere Familienmitglieder oder nahestehende Personen zu Bezugspersonen werden.  Lehrer und Lehrerinnen und alle anderen pädagogisch tätigen Menschen können meiner Meinung nach sehr davon profitieren, sich mit der Bindungstheorie zu beschäftigen, da auch sie zu wichtigen Bezugspersonen für die Kinder werden können.
Folgenden Faktoren können eine sichere Bindung entstehen lassen:

  • Gemeinsames Spiel 
  • Liebe und Zuwendung
  • Akzeptanz 
  • Interesse an anderen 
  • Empathie (Einfühlungsvermögen)
"Gelungene Bindung führt zu Sicherheit und einem Gefühl des Schutzes vor Gefahren,  Bindung in diesem Sinne entsteht ab dem 7./8. Monat, wenn die Fähigkeit zu Lokomotion und Objektpermanenz gegeben sind. Das Bindungssystem ist Voraussetzung für das Erkundungssystem. Nur wenn ein Kind bindungssicher ist, wagt es sich weiter fort und erkundet seine Umwelt" (Möller, 2008, S. 243).

Mary Ainsworth hat nach ihrer entwickelten "Fremden Situation" verschiedene Muster von Bindungen voneinander unterschieden: das unsicher-vermeidende Bindungsmuster (A), das sichere Bindungsmuster (B), dass unsicher-ambivalente Bindungsmuster (C) und dass disorganisierte / desorientierte Bindungsmuster (D).

Wie kann man sich die "Fremden Situation" vorstellen? Dazu gibt es zum Glück einige gute Videos auf YouTube. Es handelt sich um Trennungs- und Wiedervereinigungsituationen von Kindern mit ihren jeweiligen Bindungsspersonen, hauptsächlich Müttern. Die Kinder waren im Alter von 8-22 Monaten.  





Kinder mit unsicher-vermeidenden Bindungsmuster brauchen vor allem Hilfe dabei, ihre Gefühle zuzulassen.  Sie reagieren in der "Fremden Situation" kaum auf die Trennung. Fast unbeeindruckt spielen sie mit denen im Raum vorhandenen Spielsachen weiter. Bei der Wiedervereinigung mit der Bindungs Person mit Kontakt und mir zu dieser meist vermieden. Die Kinder mit unsicher-vermeidenden Bindungsmuster empfinden den größten Stress in der Fremden Situation. Sie wiesen eine erhöhte Kortisolausschüttung auf.

Was kann zu einer unsicher-vermeidenden Bindung führen? 
  • Wenig Einfühlungsvermögen
  • Ablehnendes Verhalten oder aufdringliches Verhalten
  • Nicht verlässliches Verhalten


Attachment in Classroom


Literatur:


Bowlby, J. (2008). Bindung als sichere Basis: Grundlagen und Anwendungen der Bindungstheorie: Reinhardt.
Geddes, H. (2006). Attachment in the Classroom: The Links Between Children's Early Experience, Emotional Well-being and Performance in School: Worth Pub.
Golding, K. S., Fain, J., Mills, C., Worrall, H. & Frost, A. (2012). Observing Children with Attachment Difficulties in School: A Tool for Identifying and Supporting Emotional and Social Difficulties in Children Aged 5-11: Jessica Kingsley Limited.

Jungmann, T. & Reichenbach, C. (2009). Bindungstheorie und pädagogisches Handeln: ein Praxisleitfaden: Borgmann Media.
Möller, H., Laux, G. & Kapfhammer H. (2008). Psychiatrie und Psychotherapie: Band 1: Allgemeine Psychiatrie Band 2: Spezielle Psychiatrie: Springer.

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